
Die Stelle an der Wegkreuzung der Wanderwege von Hohenelbe, Petzer und Spindelmühle zur Wiesenbaude und zur Scheekoppe befand sich inmitten der dunklen Knieholzbüsche und des verwitterten Gneis- und Glimmerschiefergerölles ehedem eine einsame Sommerbaude, die aber im Jahre 1830 schon arg verfallen und jahrelang unbewohnt war. Hirten oder auch Bergleute dürften sie errichtet haben.
Diese Stelle als Geiergucke bzw. Výrovka zu benennen begann, als hier noch kaiserlichen Zollbeamte nach Schmugglern Ausschau hielten, die auf ihren Kraxen Tabak, Saccharin, Petroleum und Branntwein aus Schlesien nach Böhmen schmuggelten.
Die Zöllner, so erzählt man, hätten sich hier oben, "wie die Geier" auf die Schmuggler gestürzt.
Daselbst Ihren Namen erklärt die Sage folgendermaßen:

Vor Zeiten lebte in einer der umliegenden Gebirgsbauden ein gefährlicher Anführer von Paschern namens Geierwanz (Georg Wenzel), dem der Schmuggel viel Geld einbrachte. Lange gelang es der Schwärzerbande, die Finanzorgane hinters Licht zu führen, bis ein in die Gegend neu versetzter Grenzjäger einige nächtliche Trupps überraschte, daß diese ihre Hocken im Stiche lassen mußten. Freilich unterhielt der neue Grünrock mit der drallen Tochter des Geierwanz eine heimliche Liebschaft, die ihm mehr als einige Küßchen eintrug.
In einer hellen Mondnacht, da Geierwanz in der zerfallenen Hütte lauerte, um seine Helfershelfer im gegebenen Falle vor Gefahr zu warnen, sah er den neuen Grenzwächter heranschleichen. Eiligst verbarg er sich auf dem Bodenraume, von wo ihm eine Spalte Einblick in die untere Räumlichkeit gewährte. Dort machte es sich der Finanzer bequem. Wie erstaunte aber der Alte in seinem Verstecke, als bald darauf sein liebes Töchterlein erschien und das Paar die zärtlichsten Begrüßungen austauschte.
Als sich die Glut der Liebkosungen einigermaßen gelegt hatte, begann der Grenzwächter das einfältige Mädchen über die Pascher auszuhorchen. Arglos teilte die Verliebte ihrem Buhlen wertvolle Geheimnisse der Schmugglervereinigung mit und verriet sogar den Streich der Pascher in dieser Nacht. Nun konnte sich der Alte nicht mehr beherrschen. Mit gezücktem Messer drang er auf den erschrockenen Grenzjäger ein, während das geängstigte Mädchen sich an die Brust des Gefährdeten warf. So erhielt dieses den tödlichen Stoß, indes der Finanzer eiligst entkam.
Als er Hilfe herbeibrachte, war das Mädchen bereits verschieden. Geierwanz aber hing kalt und starr an einem Balken der Hütte. Infolge dieseer ruchlosen Tat wurde die Sommerbaude fortan Geiergucke genannt und von jedermann gemieden, bis sie unter dem Einflusse des Wetters vollends zusamenfiel und endlich spurlos verschwand.

Nach 1880 erlebte der Riesengebirgstourismus einen ausgesprochenen Boom und so erbaute sich Familie Steiner aus Petzer bei der Geiergucke eine provisorische Hütte.Sie diente von Anfang an als einige von wenigen nicht der Baudenwirtschaft. Anfangs nur stoffverkleidet, bekam die später Stein- und zuletzt Holzbude mit Schindeldach den ironische Namen „Hotel zur Geiergucke“. Die auf gewöhnlichen Bänken unter freiem Himmel sitzenden Gäste wurden von den Steiners mit Gebirgskäsebroten, Bier, Obstsäften und Schnaps bewirtet und auch Souvenirs waren zu haben.
Die 1844 in Petzer geborene Maria Steiner
hatte von den kaiserlichen Behörden den Gewerbeschein zum Branntweinhandel und zum Verkauf von „Zierwaren“ erhalten, wie man damals Ansichtskarten, Souvenirs und gedruckte Reiseführer zu nennen pflegte. Tagsüber verkaufte sie den Wanderer auf ihrem Weg zur Wiesenbaude und Schneekoppe Jausen, Bier und Branntwein und in der Nacht kamen Schmuggler mit billigem Schnaps aus Schlesien. Die Gebirglerin hatte als einzige in Petzer ein Konzessionsgeschäft mit Branntwein, also legten sie wohl einen Teil der Ladung bei ihr ab.

Damals war ihr auch ihre 15-jährige Nichte Berta Bönsch behilflich, die das Geschäft später übernahm. In der kleinen Bude aus Zelttuch, später gemauert und mit Schindel verkleidet, mit dem ironischen Namen Hotel zur Geiergucke, verdienten sie das Geld zum Bau einer neuen festetablierten Pension in Petzer auf dem Bantenplan,der späteren Bantenplanbaude.
Das Hotel zur Geiergucke wurde von Frauen geführt, nach Marie kam für viele Jahre ihre Tochter Anna Steiner, verheiratete Bönsch, aus dem Tal herauf.
Die Steiners waren im 16. Jahrhundert als Holzknechte aus den Alpen gekommen, um den Riesengebirgsurwald zu roden. Die Holzstämme wurden auf Aupa und Elbe zu den königlichen Silbergruben in Kuttenberg / Kutná hora geflößt. Hauptsächlich die schweren Buchenstämme wurden von den Berglern auf den Lichtungen in Meilern zu Holzkohle gebrannt. Unweit der Zehgrundbaude / Jelení louky im Zehgrund / Zelený dul sind bis heute die Grundmauern solch eines Meilers erhalten geblieben.
Die Angehörigen der Steiner-Familie blieben zumeist Holzfäller und Bergbauern, bis sie im Jahre 1945 infolge des zweiten Weltkriegs nach Deutschland aussiedeln mussten.

Im Jahre 1927 beendete die Armee den Bau zweier Holzhäuser – zur Winterausbildung von Soldaten, für den Gästebetrieb aber auch als strategischen Punkt nahe der deutschen Grenze. Das rechte der zu einem Komplex verbunden, gezimmerten Häuser hieß Výrovka und das linke ‚Havelbaude‘, nach dem General der Pioniertruppen, der den Bau leitete. Auch wurde von hier der Bau der Befestigungsanlagen und Bunker im östlichen Riesengebirge koordiniert.
Bis 1938 wurden insgesamt 3 tschechischen Pächtern die Verwaltung übertragen.

Nach der Okkupation der Tschechischen Republik durch Nazi-Deutschland, wurde die Baude ab 1938 Vinzenz Bönsch Junior , als Ausgleich für die vom tschechischen Militär abgebrannte Wiesen- und Rennerbaude, übereignet. Die langen sieben Kriegsjahre betrieb er so die Geiergucke,
die während dieser Zeit der Wehrmacht auch als Ausbildungszentrum diente.
Dem Pächter Bönsch wurde das Wüten von Nachkriegspartisanen zum Verhängnis, die sich zu den sog. Revolutionsgarden zusammengeschlossen hatten.
So ermordeten sie Bönsch am 27. Juni 1945 direkt in der Výrovka, im Protokoll wurde jedoch ‚Selbstmord‘ als Todesursache vermerkt.
Der Vorkriegsmieter Jan Duben kehrte zur Výrovku zurück, aber glücklich wurde er hier nicht. Beide Holzhäuser brannten ihm hintereinander ab.
und trugen so zur endgültigen Vernichtung der Baude bei.

An seiner Stelle wurde durch die örtliche Riesengebirgsverwaltung ein provisorisches hölzernes einstöckigen Gebäude mit Herberge und Büffet errichtet und dem Pächter Kopecký im November 1963 übertragen.Er verwaltete es zusammen mit seiner Gattin Vera und seinem Sohn,der es säter dann übernahm.
Danach gab es wiederholt mehrere Pächterwechsel wobei dann beim letzten Pachtwechsel Mitte der achtziger Jahre ein Neubau in Betracht gezogen wurde und die alte Herberge zur Baustelleneinrichtung umfunktioniert wurde. So diente es fast dreißig Jahre lang seinem Zweck.

Die im Jahre 1991 beendete, neue Výrovka an dieser weithin sichtbaren Stelle über Petzer, mit asymmetrischem Dach, Doppelreihe von Dachgaupen und unendlichen Gängen wurde zu einem weiteren der sonderlichen Riesengebirgsbauten.